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Zeittafel zur Geschichte der Tartlauer Kirche
Der deutsche Ritterorden beginnt aus Bruchsteinen mit dem Grundriss eines gleicharmigen griechischen Kreuzes eine "Heilig-Kreuz"-Kirche zu bauen, die jedoch von den Rittern nicht fertiggestellt werden kann, da diese 1225 aus dem Burzenland vertrieben wurden. Die Kirchenmauern erreichen nur eine Höhe von etwa 3m. Die Kirche wird im Zentrum des Ortes auf einem 200-250m breiten Platz errichtet.
Die regelmäßige, kreuzförmige Anlage ist eine Bauform, die der Ritterorden aus dem Orient mitbrachte, da dieser Typus seit dem siebenten Jahrhundert in der byzantinischen Baukunst ausgebildet war.
Die Kreuzkirche von Tartlau, die einzige mittelalterliche Kreuzkirche in Siebenbürgen, ist mit der Elisabethkirche in Marburg verwandt, die 1235 ebenfalls von den Deutschrittern als Zentralbau errichtet worden ist.
Da im Jahr 1240 der Zisterzienserorden durch Königliche Verfügung das Patronat der Kirche von Tartlau erhält, wird die Kreuzkirche unter dem Einfluss der Zisterzienserbauhütte der Kerzer Abtei aus kalkhaltigem Tuff fertiggestellt. Im Oberteil der Kirche sind die kennzeichnenden Elemente der Zisterzienserbaukunst - die in Siebenbürgen den Übergang von dem romanischen zum gotischen Baustil einleitet - leicht zu erkennen: Vierpassradfenster, gotische Gewölbedienste und Gesimse. Auch das Vorhandensein von Seitenkapellen des Chores entspricht dem Konzept der Zisterzienser. Die aus je zwei quadratischen Jochen mit dreiseitigem Abschluß gebildeten Kreuzarme schließen an die zentrale quadratische Vierung (Seitenlänge 6m) an. Die Kreuzarme sind 9m lang und 6m breit. Als Abschluß des Westarmes der Kreuzkirche wird ein niedriger Westturm gebaut.
Nördlich und südlich vom östlichen Kreuzarm (Chor) wird je ein rechteckiger Raum (Kapelle) angefügt, der durch Arkadenbögen mit dem Chor in Verbindung steht. Die Innenwände sind ohne Gliederung geblieben, werden aber mit Wandmalereien versehen, von denen sich Fragmente erhalten haben.
Die Außenmauern werden in den Ecken der Apsiden durch einfache, kurze Strebepfeiler abgestützt. Die Kreuzarme sind mit der Vierung durch einen 1m dicken, stumpfen, frühgotischen Bogen verbunden.
Die Kreuzarme tragen die für die Zisterziensergotik kennzeichnenden sechsteiligen Gewölbe, an die der Gewölbeabschluß der Kreuzarme in Form eines halben Sechsecks ansetzt. Schlusssteine sind keine vorhanden. Die roh behauenen, nachlässig gearbeiteten Steinrippen der Gewölbe aus Tuffkalkstein, gehen von Konsolen aus, die aus Hohlkehlen und Platten gebildet werden und mit denen aus Kerz und Bartholomä gleichartig sind.
Während die Gewölbe auf Spitzbogen ruhen, zeigen die Wandlunetten, wie in Kerz, alte Rundbogenform.
Die Kapellenräume neben dem Chor bestehen aus 2 kleinen Gewölbefeldern und werden mit grätigen Gewölben versehen. Sie haben kleine Rundbogenfenster.
Einfache, hohe Spitzbogenfenster befinden sich in den Abschlußwänden der Kreuzarme. Von insgesamt 11 schmalen Spitzbogenfenster mit Maßwerk wird die Kirche erleuchtet.
Das Chor (Ostarm) erhält zwei schmale, frühgotische Spitzbogenfenster mit Vierpassdurchbruch. In die rundbogigen Wandlunetten der Gewölbe werden 28 hochgelegene Radfenster mit einfachem Vierpassdurchbruch eingefügt, in jede Lunette je ein Radfenster.
Das Dachgesimse zeigt burgundische Formen und besteht aus Hohlkehlen mit frühgotischen Blattknospen. Mit Ornamenten versehen ist das Hauptgesimse des Chores.
Für die Heilig-Kreuz-Kirche in Tartlau wird ein Ablassbrief ausgestellt.
Auf der Basis des Vierungsturms wird diese Jahreszahl entdeckt, die den Baubeginn desselben andeutet.
In diesem Zeitabschnitt wird die Kreuzkirche weitgehend umgebaut, ohne jedoch wehrhaft gemacht zu werden.
Aus Tuffsteinblöcken wird auf die 4 Pfeiler, die bisher das Vierungsgewölbe trugen, ein zweistöckiger, achteckiger, 39m hoher und 800 Tonnen schwerer Vierungsturm als Glockenturm gebaut. Unter den Vierungsturm wird ein neues Gewölbe gesetzt, das sich deutlich von den Gewölben der Kreuzarme unterscheidet. Der Vierungsturm wird auf einer Wendeltreppe erstiegen, die in einem Türmchen an den südöstlichen Vierungspfeiler angelehnt wird.
Der niedrige Westturm wird abgetragen. Der Westkreuzarm wird um 6,5m verlängert und zu einem spätgotischen Langhaus umgeformt, das nun die Länge von 15m erreicht. Es wird mit einem spätgotischen Tonnengewölbe versehen, das von einem Tonrippennetz überzogen wird (Netzgewölbe).
Eine große Westempore wird eingebaut.
Ein mächtiges Westportal wird hergestellt, das mit Spitzbogen und einfachem Gewände versehen ist.
Die Vierpassradfenster, die Chorfenster und die Arkaden zwischen Chor und Seitenkapelle werden zugemauert.
Durch die Verlängerung des Westkreuzarmes erhält die Kirche den Grundriss eines Lateinischen Kreuzes.
Gleichzeitig mit der Verlängerung des Westkreuzarmes erfolgt der Durchbruch der Südseite des Längsschiffes und ein Anbau eines Raumes für 100 Personen.
Ein Schlussstein zeigt das Tartlauer Wappen: ein Wappenschild mit einem Kreis, auf welchem ein Kreuz steht. Ein zweiter Schlussstein hat ein Steinmetzzeichen, das sich in der Schwarzen Kirche wiederfindet, ein dritter die Buchstaben I.B.P. und ein vierter die Jahreszahl 1512.
Über dem die südliche Wand des Langschiffes durchbrechenden Bogen, ist in Stein gehauen: 1515 und darunter: I.B.P. Bericht von Pfarrer J. Friedr. Philippi aus 1871.
Diese Jahreszahl könnte den Abschluß der Umbauarbeiten andeuten.
Im Winkel zwischen Hauptschiff und Nordkreuzarm wird die mit Tonnengewölbe versehene Sakristei errichtet. An der Südseite des Hauptschiffes wird durch eine Art Seitenschiff eine Vergrößerung des Kirchenraumes vorgenommen. Im Renaissancestil wird eine Sakristeitürgewandung eingebaut.
Die 16 Eichensäulen, die den Turmdachstuhl tragen, werden erneuert.
Aus der Allodialkassa werden die Kirche und der Turm neu eingedeckt. Die Kosten belaufen sich auf 591fl. 19kr. W.W.
Die Schindeldächer werden von Kirche und Turm entfernt und durch Ziegeldächer ersetzt.
Die unterhalb des Glockenstuhles um den Turm laufende, mit Brettern verschalte Holzgalerie wird wegen Baufälligkeit abgetragen. Der Vierungsturm erhält sein heutiges Aussehen.
Die Kirche wird "durchgängig" renoviert, mit "neuen Stuckaturen" versehen und ein "Bogen in die Kreuzkammer" gemacht. Die Sakristei wird neu eingewölbt, viele "eiserne Schliessen" werden eingezogen und die Kirche wird inwendig und auswendig verputzt und geweissigt. Auch 8 neue Fensterstöcke werden gemacht. Die Kosten aus der Allodial-Cassa belaufen sich auf 1103fl. 13kr. W.W.
Bei dieser Gelegenheit wird die Kirche auch "erweitert".
Wird der neue Altar gebaut und vergoldet und auch eine neue Orgel hergestellt.
"Entstand gerade während dem Gottesdienst ein großes Erdbeben, so dass es beim Herausstürzen der Leute aus der Kirche beinahe tote Menschen absetzte."
An dem Kirchengewölbe unterhalb der Südseite des Turmes, entstehen starke Risse. Es gibt Meinungsverschiedenheiten darüber, ob die Kirche zu sperren sei oder nicht. Eine Kommission von Sachverständigen überprüfen den Sachverhalt und erklären, dass keine Einsturzgefahr bestehe. Das Gewölbe wird über den Vierungspfeilern durch starke Balken gestützt.
Ist die Kirche ausgeweißt worden und es sind eiserne Schließen eingezogen worden.
Die abgenützte Wendeltreppe, die auf den Turm führt, wird aufgelassen, die Treppenöffnung zugemauert und von außen eine Holztreppe eingerichtet.
Ist das "Knechts Gestühle" oder Lattorgel vergrößert worden (im Dezember).
Beschließt das Presbyterium neue Richtlinien über die "Vergabe und Vererbung der Kirchenstellen", sowie eine neue "Leichen-Ordnung".
Es erfolgen Reparaturen und das Ausmalen der Kirche (Inventar 1967). Beim Ausweissen werden die 1833 angebrachten Stützbalken unter dem Vierungsturm wieder entfernt.
Wurde von der größeren Kirchengemeinde-Vertretung beschlossen, die Kirche auszumalen und die dazu gehörigen Arbeiten auszubessern. Am 11. Juni wurde mit den Maurer- und Zimmerarbeiten angefangen. Beim Abschlagen von Verputz wurden an den Wänden Inschriften entdeckt, daß auch Frauen in der Kirche begraben sind - unter dem Fußboden, hinter dem Altar und unter dem Fußboden bei der Schwesternschaft. Auch bei dem vorderen Eingang sind Gruften, hier auf der linken Seite war die Inschrift: "Anna Hiemeschin, geborene Thoisin, gestorben den 16ten Dez. 1787, im 18ten Jahre ihres Alter". Daneben: "Chatarina Hellen Hanesin, gest. am 22. Febr. 1787."
Dann ist noch entdeckt worden, dass von der ersten Gurte weiter, das Knechtgestühl verlängert worden ist: Monogramm des Baumeisters ist L.B.P. 1515.
Restaurierung der Kirche mit staatlichen Mitteln, wobei 7,5 Millionen Lei verausgabt werden. Als Hauptprojektant der Restaurationsarbeiten zeichnet Architektin Mariana Angelescu, als Baustellenleiter Alexandru Dobriceanu und als Baumeister Martin Kaul (ein Tartlauer Bürger).
Die 4 Pfeiler, auf denen der Vierungsturm sich erhebt, konnten die schwere Last nicht weiter tragen und hatten dem großen Druck bereits nachgegeben. Ein schweres Traggerüst vom Boden bis unter die Dachtraufe wird errichtet, um das Turmdach zu unterfangen. Sodann wird der aus Tuffsteinblöcken erbaute Turm Stein für Stein abgetragen.
Inzwischen blieb das Turmdach unberührt auf dem Traggerüst. Jeder Stein wird bei Abtragung mit einer Nummer versehen, um nachher wieder an die gleiche Stelle eingebaut werden zu können. Von der 800-Tonnenlast befreit, werden nun die Pfeiler durch im Innern angebrachte Eisenbetonpfeiler, an die jeder einzelne Stein durch Eisenstäbe unauffällig befestigt ist, konsolidiert und an der Basis ein tragfähiges Fundament eingebaut. Die frühgotischen Tragbogen der Vierung werden durch eine Eisenbetonmanschette konsolidiert. Das Gewölbe selbst wird an eine darüber gegossene Betondecke befestigt. Der Vierungsturm wird genau in seiner ursprünglichen Form wieder aufgebaut.
Stilwidrige Anbauten - wie die Empore über dem Altar und die Empore an den Längswänden des Langschiffes - werden entfernt.
Charakteristische, vermauerte Bauelemente werden wieder freigelegt.
Die Radfenster werden sorgfältig wieder geöffnet und in alter Form wieder hergestellt.
Das vermauerte Westportal wird wieder geöffnet.
Die auf den Turm führende Wendeltreppe wird wieder instandgesetzt.
An Stelle des Bretterfußbodens wird ein Ziegelbelag hergestellt.
Der um die Kirche angehäufte Bauschutt wird beseitigt und dabei die Fundamente, des schon nach 1461 abgetragenen Westturms aufgefunden.
Nach Entfernung des alten Bewurfes werden in der Kirche Wandmalereien vorgefunden und an einigen Stellen freigelegt.
Um den Steinen des gesamten Kirchenbaus eine möglichst lange Dauer zu sichern, wird ihnen allen ein flüssiges synthetisches Harzpräparat eingespritzt, wobei eine spezielle Nadel verwendet wird.
Das Gesimsprofil der Vierungshallen wird getreu wieder hergestellt.
Die Restaurierungsarbeiten werden mit archäologischen Grabungen verbunden, die von Radu Heitel geleitet werden.
Die restaurierte Kirche wird am 1. Nov. 1970 wieder in Gebrauch genommen und eingeweiht. Dieses geschieht in einem Festgottesdienst, in dessen Rahmen Bischof Albert Klein die Predigt hält (Ps. 46, 1-12).
Quelle: Werner Schunn.
Erstellt: 30. Januar 2010 - 16:57. Geändert: 21. Februar 2010 - 17:25.
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