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Ein begeisterter Lehrer: Josef Froni 90 Jahre alt
Am 30. August feierte der Rektor i. R. Josef Froni in Emmendingen im Südschwarzwald seinen 90. Geburtstag.
1920 in Tartlau geboren, besuchte Josef (Sepp) Froni nach der Grundschule im Heimatort das Honterusgymnasium in Kronstadt, wo ihn der Musikunterricht von Prof. Bickerich besonders begeisterte. Vom 11. bis zum 14. Lebensjahr wirkte er im Kirchenchor mit und erinnert sich heute noch gerne an die eindrucksvolle Aufführung des Weihnachtsoratoriums in der Schwarzen Kirche.
Mit Unterstützung einer Lehrerin gelang es ihm, seinen Wunsch zu realisieren und in das "Theologisch-pädagogische Landeskirchenseminar" in Hermannstadt überzutreten. Es folgte "eine bewegte und schöne Zeit mit einem lebendigen Schulleben und guten Aufführungen aller Art, besonders der Blasmusik und des Orchesters". Am Ende des dritten Ausbildungsjahrs wurde er von der "Studentenschaft" zum Präfekten des "Coetus Seminarii" gewählt und leitete den Coetus im letzten regulären Coetusjahr 1938/39. Nach der Lehrbefähigungsprüfung 1939 kam er als Junglehrer nach Hahnbach bei Hermannstadt, wo er zwei Jahre die Oberstufe unterrichtete und den Jugendchor leitete.
Als 21-jähriger meldete er sich freiwillig zum Militärdienst im deutschen Heer, kam zum Einsatz in Russland und schließlich in Frankreich. Nach der Landung der Alliierten geriet er nach traumatischen Erlebnissen aber physisch unverletzt in englische Kriegsgefangenschaft, wurde den Amerikanern übergeben und in die USA überführt.
Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft "wurde das Leben nicht leichter, aber zielbestimmt". Sepp Froni heiratete die Berlinerin Ingeborg geb. Bischoff, Tochter eines Professors der Humboldt-Universität in Berlin, die Naturwissenschaften studiert hatte, aber dann musikbegeisterte Grundschullehrerin und Kollegin wurde. Die Ehe blieb kinderlos.
Nach kurzen berufsfremden Beschäftigungen wurde er Lehrer in Mundingen bei Emmendingen im Südschwarzwald und kam nach zwei Jahren an die Hauptschule nach Windenreute, legte hier die Zweite Dienstprüfung ab und gründete einen Kirchenchor, den er 14 Jahre lang leitete.
Aber Sepp Froni gab sich nicht zufrieden und bemühte sich intensiv um Fortbildung – die seine Schularbeit befruchtete. Besonders interessierte ihn die Reformpädagogik und hier vor allem Peter Petersen und sein Jenaplan: Unterricht in jahrgangsübergreifenden Stammgruppen, in denen das Gefälle erzieherisch genutzt wurde, Gruppenunterricht und Unterrichtsgespräch, rhythmische Gestaltung des Tages- und Wochenplans, Betonung des Schullebens.
Diese Form des Unterrichts (in einer Dorf-Hauptschule und einer Klasse des 5. bis 8. Schuljahrs mit 45 bis 48 Schülern), die viel Vorarbeit und Kleinarbeit erforderte, fiel den Schulräten und Dozenten der Pädagogischen Hochschule Freiburg auf. 13 Jahre lang kamen dann viele Grund- und Hauptschullehrer, Professoren der PH, aber auch Gymnasial- und Berufsschullehrer einige Male im Jahre zur Hospitation nach Windenreute, "so dass man manchmal Mühe hatte, sie in dem großen Unterrichtszimmer unterzubringen". In den 13 Jahren sollen es an die 2 000 Lehrerinnen und Lehrer gewesen sein. Die Schüler spornten diese Besuche an, und sie bemühten sich noch mehr, einander zu helfen.
In Vorträgen in Freiburg und auf den Lehrerfortbildungsakademien Calw und Comburg berichtete Sepp Froni wiederholt über seine erfolgreiche Schularbeit.
Nach der Auflösung aller kleinen Hauptschulen wurde er sowohl vom Staatlichen Schulamt als auch von der Pädagogischen Hochschule ermuntert, sich um eine Stelle in Freiburg zu bewerben. Das tat er und wirkte dort 14 Jahre lang, zum Schluss als Rektor der Emil-Thoma-Schule, als Ausbildungslehrer der PH und (wie in seiner ganzen Dienstzeit) als Betreuer von Junglehrern im 1. und 2. Dienstjahr.
Trotz dieser großen Belastung blieb er seiner siebenbürgischen Heimat verbunden und war engagiertes Mitglied der Stephan-Ludwig-Roth Gesellschaft für Pädagogik.
Als sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, wurde er 1981 im Alter von 61 Jahren vorzeitig pensioniert. Er lebt nach dem Tode seiner Frau im Jahre 2002 allein in seinem Haus in Emmendingen, gesundheitlich sehr eingeschränkt, aber mit intensivem Kontakt zu seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen.
Sepp Froni kann auf ein bewegtes und erfülltes Lehrerleben zurückblicken. Bei seiner feierlichen Verabschiedung sagte er wörtlich: "Wenn ich noch einmal auf die Welt kommen sollte, möchte ich wieder Lehrer sein, denn es war ein Erlebnis und Geschenk, ein Leben lang täglich in fragende Kinderaugen zu blicken."
Quelle: Ersterscheinung in "Siebenbürgische Zeitung", 15.09.2010.
Erstellt: 19. September 2010 - 11:38. Geändert: 5. August 2020 - 10:16.
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