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Musikleben in Tartlau und Böblingen geprägt
Hans Bruss hat das Musikleben in Tartlau und Böblingen bereichert. Er wurde am 12. November 1929 als ältester Sohn einer angesehenen Bauernfamilie in Tartlau geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte, 1945 die Deportation seines Vaters nach Russland (der 1948 zurückkehrte) und 1946 die Enteignung der sächsischen Familien erlebte. Er hat das Tartlauer Musikleben über Jahrzehnte geprägt und sich nach seiner Aussiedlung 1987 als Dirigent der Siebenbürger Blaskapelle Böblingen einen Namen gemacht.
Sein musikalisches Credo hat Hans Bruss, der heute 80 Jahre alt wird, in zahlreichen Artikeln im Tartlauer Wort festgehalten. In der Festschrift zum zehnjährigen Jubiläum der Siebenbürger Blaskapelle Böblingen (2004) schreibt er: "Unsere Welt wäre arm und zu bedauern, wenn Musik nur noch am Lautsprecher ertönen würde. Musik muss immer wieder neu und lebendig zum Klingen gebracht werden. Blasmusiker wie auch Chorsänger setzen an Stelle der elektronischen Überflutung die aktive Begegnung mit den schöpferischen natürlichen Kräften der Musik. In unserer alten Heimat waren die sächsischen Blaskapellen Kulturträger und eine der Säulen unseres sächsischen Gemeinwesens sowie ein wichtiges bürgerschaftliches Element." Weiter heißt es: "Alle berühmten Komponisten haben auch Werke für Blasorchester geschrieben, weil sie von der Schönheit und Faszination des Klanges dieser Instrumente wussten. Das spüren auch wir alle, die wir unser seelisches Empfinden in diese Instrumente einsetzen." Das gemeinsame Musizieren führe Jung und Alt zusammen und diene als Brücke zum fröhlichen Miteinander.
Beruflich begann Hans Bruss ("Muerks") als Maurer-Lehrling 1946, arbeitete zunächst an Bahn-Baustellen, ab September 1948 in der Tuchfabrik Tartlau und von 1950 bis zur Aussiedlung am 25. Dezember 1987 im Kronstädter Traktorenwerk, die letzten 17 Jahre als angesehener Elektromeister, der sich fachlich ständig fortgebildet hatte. Durch seinen Beruf sicherte er den Lebensunterhalt seiner Familie. 1955 heiratete er Katharina geb. Zerbes, die ihm drei Söhne schenkte: Hans, Werner und Sigmar Markus).
Von der Musik konnte Hans Bruss trotz seiner großen Begabung nicht leben. Aber Musik hat sein ganzes Leben geprägt und zur Erfüllung gebracht. 1940 fing er an, Musikinstrumente zu lernen, zunächst Akkordeon und 1947 Klarinette. 1946/1947 gehörte er zu den Sängern des von Pfarrer Reich gegründeten Tartlauer Jugendchors. Beim Fasching 1948 trat er erstmals in der Blaskapelle Tartlau unter Georg Wölfkes auf, spielte dann ab 1949 unter Hans Plontsch und Dirigent Hans Kirres. Seit 1948 war Hans Bruss eine feste Größe im Kirchenchor und in den sechziger Jahren im Männerquartett. Im August 1967 wurde er als Leiter der (mit der jungen Kapelle) vereinigten Blaskapelle bestimmt. 20 Jahre lang leitete und formte er die Blaskapelle Tartlau zu einem technisch gut ausgebildeten Klangkörper. Bei Konzerten und Konzertreisen übernahm Ernst Fleps den Dirigentenstab, Bruss spielte die Klarinette. Hans Bruss leitete die Musikproben und traf alle Vorbereitungen. Das alles bis Dezember 1987. Fortgebildet hatte er sich seit 1957 an der Musikschule in Kronstadt: Drei Jahre lang belegte er die Klasse für Klarinette und zwei Jahre lang wurde er als Dirigent für Chor und in Harmonielehre ausgebildet.
In Deutschland ließ sich Hans Bruss mit seiner Familie in Murrhardt-Fornsbach nieder. Es ist ihm gelungen, 1990 den Tartlauer gemischten Chor und die Männersinggruppe wieder zu gründen und seither zu leiten. Im Sommer 1989 fanden sich in seiner Wohnung erstmals fünf Musikanten zusammen: Die Tartlauer Blaskapelle wurde wieder gegründet, probte in wechselnden Räumlichkeiten, spielte bei Familienfeiern, Beerdigungen, bei den Heimattagen in Dinkelsbühl, gestaltete die Tartlauer Treffen und Kulturprogramme in Böblingen mit. Die Tartlauer Blaskapelle trat zugleich als Blaskapelle Böblingen auf, die 1994 gegründet wurde. Zuerst waren 17 bis 19 Tartlauer dabei. Bei Auftritten kamen Honigberger, Brenndorfer und Altländer dazu. Die Blaskapelle entwickelte sich aus eigener Kraft, ohne Taufpaten und Förderer, zu einem gut funktionierenden Musikverein, der sich unter dem Namen "Siebenbürger Blaskapelle Böblingen e.V." 2004 ins Vereinsregister eintrug. Damals waren es 35 aktive Mitglieder, 16 wohnten in Böblingen und 19 außerhalb. Den Dirigentenstab der Böblinger Blaskapelle gab Hans Bruss im Jahr 2007 an Klaus Knorr weiter. Als 80-Jähriger leitet er auch heute die Tartlauer Männersinggruppe und ist aktives Mitglied der Blaskapelle Böblingen und des Gesangvereins Fornsbach. Er hat zahlreiche Musikstücke für Blasmusik und Chor arrangiert. Der Harmonielehre widmet er sich auch heute mit viel Freude und erfährt dadurch erfüllte Stunden.
Für seine Verdienste um die Pflege siebenbürgisch-sächsischer Tradition wurde Johann Bruss 1998 das Goldene Ehrenwappen der Landsmannschaft verliehen. Für seinen außerordentlichen Einsatz für unsere Gemeinschaft sei ihm auch von dieser Stelle herzlich gedankt. Wir wünschen dem Jubilar noch viele Jahre Gesundheit, Erfolg und Schaffenskraft.
Quelle: Ersterscheinung in "Siebenbürgische Zeitung", 15.11.2009.
Erstellt: 20. Dezember 2009 - 18:49. Geändert: 19. September 2010 - 11:53.
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