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Der Weg zur Gemeinschaftspraxis Guess
Die Gründung und das Führen einer Arztpraxis ist in mehrfacher Hinsicht mit der Gründung und Führung eines kleinen Unternehmens vergleichbar. Sicher gibt es fachliche Aspekte, die sich wesentlich von den Abläufen in einem Industrie- oder Handelsunternehmen unterscheiden. Darüber und über die Gedanken, die uns in den Anfängen beschäftigt haben, soll hier berichtet werden.
Es war im Dezember 1990, kurz vor Weihnachten, als nach einem Vorstellungsgespräch bei Dr. A.S. in Weil im Schönbuch mein Telefon klingelte. "Kommen Sie am Montag um 8.00 Uhr mit Arbeitskleidung in die Praxis". So hat es eigentlich angefangen.
Weil im Schönbuch ist eine Gemeinde mit ca. 10.000 Einwohnern etwa 10 km von Böblingen, der Zweitheimat vieler Tartlauer und 15 km von der Universitätsstadt Tübingen entfernt. Die Weilemer sind von Haus aus fleißige Leute, deren Mentalität sehr an die unserer Tartlauer erinnert. Das wird wohl auch ein Grund gewesen sein, warum ich in Weil geblieben bin.
Die Zahnarztpraxis wurde von meinem Vorgänger im Jahre 1960 gegründet. Aus den Gesprächen mit ihm konnte ich viele Parallelen zum Tartlauer Gemeindeleben ziehen. Man kann ruhig behaupten, dass auch hierzulande mit Wasser gekocht wurde und wird.
Was nun die Zahnheilkunde betrifft, die Technik, die Methodik, die Materialien, so kann ich nur vor Anerkennung den Hut ziehen. Nicht nur die jahrelange Assistenz, sondern auch die vielen Fortbildungen, Austauschgespräche mit Kollegen führten zur Erkenntnis, dass sich die Zahnmedizin in Deutschland auf höchstem Niveau befindet.
Die eigentliche Herausforderung war die Selbstständigkeit, also eine Praxis selbst zu führen, die dem hohen deutschen Qualitätslevel entspricht. Das Glück, welches im Leben jedes Menschen eine bedeutende Rolle spielt, war auch auf meiner Seite.
Zusammen mit meiner Frau Gisela konnte ich 1994 die Praxis nach 3-jähriger Assistenz von meinem "Chef" übernehmen, so dass nach Anerkennungsprüfungen und Approbationserlangung unsere Gemeinschaftspraxis ins Leben gerufen wurde.
Der neue Lebensabschnitt als selbstständige Zahnärzte in einer Gemeinschaftspraxis begann am 1. April 1994. Es wurde renoviert, die Räumlichkeiten den Bedürfnissen angepasst, es wurde modernisiert, in neue Apparatur investiert und nicht zuletzt gehofft, dass alles gut geht und dass man akzeptiert wird.
Höhen und Tiefen bestimmten das nächste Jahrzehnt. Man wurde mit vielen Dingen konfrontiert, mit denen man nie gerechnet hätte. Es fängt an mit der umfangreichen Bürokratie, geht über die Gesundheitsreformen zu den Steuerreformen, zu den Wirtschaftlichkeitsprüfungen bis hin zum Qualitätsmanagement.
Der liebe Gott muss aber schon immer einen weißen Kittel angehabt haben und so sorgte er dafür, dass alles gut ging und wir uns Ende 2007 räumlich verändern und verbessern konnten. Die Routine die wir als Häuslebauer in Böblingen im Schwäbischen erworben hatten, kam uns bei der Raumgestaltung der neuen Praxis sehr zugute.
Der Umzug war eine Herausforderung, die sehr strikt an ein Zeitschema gebunden war, konnte jedoch mit professioneller Hilfe und tatkräftiger Unterstützung durch unsere Familie und Freunde planmäßig durchgeführt werden. Wir können nun unsere Tätigkeit auf mehr als 200 m² weiterführen. Die fünf Behandlungszimmer ermöglichen uns beiden und unserem ausgebildeten Fachpersonal reibungslos nebeneinander und miteinander zu arbeiten.
Unser Praxislabor, in dem wir zwei Zahntechniker beschäftigen, haben wir auch in die neuen Räumlichkeiten integriert, so dass auch hier die Wege kürzer geworden sind und die Kommunikation und Zusammenarbeit besser ablaufen kann.
Es ist uns sehr wichtig in einem harmonischen Arbeitsklima und in einer angenehmen Umgebung unsere Arbeit zu tun, vor allem aber sind wir täglich bestrebt, unseren hohen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden und uns dabei auch als Menschen nicht zu vergessen.
Nachdem ich nun der Aufforderung von Volkmar Kirres nachgekommen bin, ein paar Zeilen über uns und unsere Praxis aufzuschreiben, ist mir bewusst geworden, dass wir nun eigentlich im Alter unserer Eltern sind, als die nach Deutschland auswanderten. Aus der Sicht eines 20jährigen also "ein alter Mann".
So, nun haben wir den Salat, sagt der Schwabe, zur gleichen Zeit aber "te-ai băgat in horă, acum dansează" (nachdem du in den Tanz eingestiegen bist, musst du nun auch weiter tanzen), der Rumäne.
So alt ist man ja nun doch wieder nicht, denn es bleiben uns noch 25 Jahre, in denen wir hoffentlich gesund und erfolgreich weiterarbeiten können.
Erstellt: 12. Dezember 2009 - 8:58. Geändert: 12. Februar 2011 - 13:49.
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