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Die "Pille" – Kultbar in Böblingen
Interview mit Walter Schmidt, Stadtmagazin PIG
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Die Pille gibt es schon seit 1968, fast 40 Jahre also. Sie ist eine der am längsten bestehenden Bars oder Clubs (wie man es auch nennen mag) in Böblingen. Seit 1987 ist Walter Schmidt der Mann "hinter" der Pille. Deren Status pendelt zwischen Absackerbar, in die man erst nach Mitternacht geht und Kult. Nahezu jeden Abend steht Walter Schmidt in seinem Laden, schenkt aus, steht an der Tür oder er schaut einfach das alles im Lot ist.
Vor einigen Wochen erst gab es das erste "Breakout" in der Pille - represented by PIG (Stadtmagazin Böblingen). Hip Hop & Funk DJs von 1000 Records standen an den Plattentellern. Und es hat gerockt. Ob die Sache regelmäßig wird, mal sehen. Auf jeden Fall folgt am 9. Juni nach dem WM-Eröffnungsspiel ein weiterer funky Clash in der Pille: "Breakout" Vol. 2. Wir vom Stadtmagazin PIG haben uns nach dem letzten "Breakout" mit Walter Schmidt über die neue Party in der Pille, die Pille selbst, Vergangenheit und Zukunft der Pille und vieles rund um die Pille unterhalten.
Ein Teufel mit einer dreizinkigen Gabel ist das Logo der Pille. Wieso das?
Tja, das hat mir mal vor Jahren ein Bekannter gestaltet, der auch den Friseur-Keller umgebaut und das Aubergine gemacht hat. Das war so ein verrückter Künstler, der bereits gestorben ist. Hat mir irgendwie gefallen.
Du machst jetzt seit rund 20 Jahren die Pille. Was glaubst du, wie lange gibt's die Pille noch?
Ich würde mir wünschen, dass es die Pille noch lange gibt und dass sie eine Institution der Stadt bleibt, auch wenn ich es selbst mal nicht mehr mache.
Wieviel Herz hast du im Laufe der Jahre in die Pille gesteckt? Was bedeutet die Pille für dich?
Ich habe die Pille immer sehr gerne gemocht und habe praktisch Spaß mit Geschäft verbunden.
Warst du eigentlich immer vor Ort in deiner Bar?
Ja. Ich war immer da, ich habe früher sogar über Jahre selber Musik aufgelegt. Ich habe auch bedient und so weiter. Auch heute stehe ich noch hinter dem Tresen.
Die Pille hat in Böblingen einen Ruf zwischen Absackerbar, in die man nicht vor Mitternacht geht und Kult. Ist die Pille inzwischen Kult?
In die Pille ist man schon immer erst ab zwölf, eins gegangen, früher schon. In der Pille haben sich früher die verschiedensten Leute getroffen. Vom Straßenfeger bis zu den oberen Zehntausend waren alle hier, VfB Spieler und so weiter. Die Pille war immer sehr personenbezogen. Die Leute haben früher immer gesagt, wir gehen zum Walter und nicht wir gehen in die Pille. Das war aber schon immer so, auch vor meiner Zeit. Die Pille gibt es immerhin schon seit 1968 und wurde immer von Freund zu Freund übergeben.
Wie sieht es denn heute nach 20 Jahren aus? Was hat sich geändert?
Durch die ganze Wirtschaftssituation tut sich auch die Gastronomie schwer. Es ist schade, dass das Künstlerviertel zum Beispiel nicht mehr so lebendig ist wie früher und dass es nicht ein paar mehr Clubs gibt in Böblingen oder Sindelfingen. Aber so ist die Zeit. Das Publikum hat sich geändert und auch die Musik hat sich geändert. Heutzutage gibt es kaum eine Disco, die Donnerstag, Freitag und Samstag den Laden voll kriegt. Heute gibt es nicht mehr so viele treue Stammgäste. Die Leute gehen nicht mehr so viel weg und probieren immer mehr aus, gehen mal dorthin, mal dorthin. Außerdem sitzen die Leute heute oft vorm Computer, treffen sich im Chat oder so. Das wirkt sich natürlich auch auf die Gastronomie aus.
Wie soll die Pille aussehen in den nächsten Monaten oder Jahren. Was erwartet die Leute? Gibt es eine Veränderung oder lässt du die Pille Pille sein?
Die Pille wird natürlich die Pille bleiben, aber ich werde ab und zu mal Schlager-Partys oder andere Events machen, wie die Party mit dem PIG.
A Propos. Wie hat dir das PIG "Breakout" im letzten Monat in der Pille gefallen? Hip Hop & Funk Sound. Könntest du dir vorstellen so'n Ding regelmäßig zu machen?
Die Musik ist zwar nicht unbedingt meine, aber viel wichtiger: die Leute waren da, sie haben gefeiert, sie haben getrunken und getanzt. Was willst du mehr. Deshalb wiederholen wir die Party ja auch am 9. Juni.
Was war das wohl Spektakulärste, was du in den vielen Jahren in der Pille erlebt hast?
O je, da gibt es so viel, was ich dir jetzt erzählen könnte. Wenn ich ein Tagebuch geschrieben hätte, ich glaube ich hätte damit Megakohle verdient. Früher, vor meiner Zeit zum Beispiel, haben die Jungs von der Pille weil sie immer brechend voll war, kurz mal 500 Schlüssel von der Bar nachmachen lassen und an die Stammgäste verschickt. Die hatten damit dann immer Zutritt. Natürlich gab das dann irgendwann Ärger und Anzeigen, weil es eben ein öffentliches Lokal war.
Es heißt: "Der letzte Wille führt in die Pille". Glaubst du, dass jeder, der in Böblingen wohnt, irgendwann Mal in der Pille landet?
Ja, irgendwann schon. Es kommen zum Beispiel Frauen in die Pille und erzählen mir, dass ihre Mütter auch schon in der Pille waren.
Vielen Dank für das Interview!
Quelle: Stadtmagazin PIG, Interview mit W. Schmidt, Juni 2006.
Erstellt: 12. Dezember 2009 - 9:17. Geändert: 21. Februar 2010 - 15:21.
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