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Kirchenburg Tartlau - UNESCO-Welterbestätte seit 1999

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Eine Reise zum 21. Sachsentreffen in Kronstadt 2011

Marktplatz von Kronstadt, Festversammlung beim 21. Sachsentreffen. Foto: Steffen Schlandt, 2011.

Erinnerungen für das ganze Leben

Das 21. Sachsentreffen fand am Samstag, dem 17. September 2011, zum ersten Mal in Kronstadt statt. Nach den Treffen in Birthälm, Hermannstadt und Bistritz war diesmal die Stadt unter der Zinne dran.

Das Burzenland feierte sein Jubiläum heuer unter dem Motto "Herkunft prägt Zukunft. 800 Jahre Burzenland".

In meinem Bekanntenkreis wurde das Thema immer wieder aufgegriffen. Wir beschlossen aufzuhören, nur darüber zu reden, und die Reise in die Tat umzusetzen! Wir wollten gemeinsam die Orte besuchen, an denen Geschichte geschrieben wurde. Kurzentschlossen wurden bereits acht Monate vor dem Treffen Flüge nach Bukarest und Hermannstadt gebucht sowie Unterkünfte reserviert. Einige hatten sich für eine Reise mit dem Bus oder mit dem Auto entschieden. Die Vorfreude stieg, je näher der Termin heranrückte. Ich war im Team "Bukarest" und berichte daher aus dieser Perspektive.

Bukarest

Unterwegs in Bukarest mit der City Tour. Foto: Volkmar Kirres, 2011.

Wir, Ehepaar Diethild und Georg Tontsch sowie Wilhelmine und Volkmar Kirres sind bereits am 9. September 2011 nach Bukarest (Otopeni) geflogen und haben 3 Tage für die Stadtbesichtigung eingeplant.

Bei schönstem Wetter und Temperaturen um die 30 °C haben wir zu Fuß und mittels Bucharest City Tour Bus die Sehenswürdigkeiten der Stadt erkundet. Um nur einige zu nennen: Casa Scânteii, Herăstrău Park, Triumphbogen, Atheneum, Calea Victoriei, Platz der Revolution, ehemaliges Königsschloss, altes Zentrum der Stadt, das Lipscani Viertel, Hanul lui Manuc, die Nationalbank, der Parlamentspalast, das schön hergerichtete Dorfmuseum sowie neue moderne Gebäude (Hotels, Banken, Kaufhäuser).

Wir waren beeindruckt von einer doch recht entspannten und gemütlichen Atmosphäre in der Stadt. Der erste Besuch im Biergarten am Herăstrău Park bei Mici und Ursus Bier ist nicht ausgeblieben, und ich glaube im Namen aller zu sprechen.....es war herrlich.

Weiterfahrt Richtung Tartlau

Unsere Unterkunft in Tartlau, "Popas Căprioara". Foto: Diethild Tontsch, 2011.

Voller Erwartung verließen wir Bukarest und das schöne Hotel Crowne Plaza. Wir fuhren durch bekannte Landschaften direkt zu unserer Unterkunft im Honigberger Wald "Popas Căprioara". Diese wird von einem Tartlauer geführt. Das "Flugteam Hermannstadt" bestehend aus Heidrun und Kurt Batschi, Monika und Rolf Batschi, Dorothea Teutsch und Hans Batschi erwartete uns bereits.

Bei gutem Essen und vom Wirt gespendetem Hauswein, gab es draußen im Garten des Gästehauses schon viel zu erzählen. Mit dem Gefühl, jetzt fast angekommen zu sein, denn Tartlau hatten wir nur aus der Ferne gesehen, ging dieser Tag zur Neige.

Tartlau und Umgebung

Gruppenfoto der Reiseteilnehmer vor dem renovierten Gebäude der "Alten Schule". Foto: Diethild Tontsch, 2011.

Am nächsten Morgen, nach dem gemeinsamen Frühstück, stand Tartlau auf dem Programm. Zuerst sollte das Rathaus (der "Sfat") zwecks Beschaffung von diversen Geburts-, Heirats- und anderen Urkunden gestürmt werden. Erstaunlicherweise war dies eine völlig unproblematische und erfolgreiche Unternehmung dank sehr freundlichem und zuvorkommendem Personal.

Es folgte die nicht wegzudenkende Besichtigung der Kirchenburg. Hier spürt man die Vergangenheit und die Wurzeln am intensivsten. Hier schlägt das Herz schneller, hier schießen die Tränen in die Augen, hier werden Erinnerungen wach. Das Gefühl von Geborgenheit ist nach all den Jahren immer noch da, kaum zu beschreiben. Alle sind irgendwie still und in sich gekehrt. Es mischen sich Trauer über den Verlust und Freude des Wiedersehens, wie könnte es auch anders sein... und es ist richtig so, denn beides gehört zu uns.

Die Kirchenburg von Tartlau zieht uns nach wie vor in ihren Bann. Foto: Diethild Tontsch, 2011.

Anschließend ein Museumsbesuch und ein Rundgang durchs Ortszentrum, der mit einem improvisierten Mittagessen aus einem Lebensmittelladen und der Einladung eines alten Bekannten zu einem Erfrischungstrunk endete.

Die Besichtigung des Friedhofs und der Straßen und Häuser, wo wir einst wohnten, unternahm jeder nach Belieben. Georg und ich gönnten uns einen Blick in die Gärten der Äschergasse und auf "unsere" alten Scheunen. Hier entsteht übrigens ein neues Wohngebiet und manche Furche musste bereits den Ziegelsteinen weichen.

Wanderung im Ciucaş-Gebirge. Foto: Diethild Tontsch, 2011.

In den Tagen darauf besuchten wir Honigberg und Kronstadt. Auch hier schlich sich, mit vielen Erinnerungen an unsere Schul- und Berufsanfängerzeit verbunden, ein wohliges, heimisches und vertrautes Gefühl in unsere Herzen und Seelen. Eigentlich waren alle dabei sehr fröhlich.

Für einige Mitglieder der Gruppe erfüllte sich auf dieser Reise ein lang ersehnter Traum, nämlich mal wieder auf den Ciucaş zu gehen. Ich selbst konnte nicht mitmachen, aber die Begeisterung der Gruppe war sowohl vor dem Start als auch danach deutlich zu spüren. Bilder einer schönen Landschaft ließen Kindheitserinnerungen wieder wach werden. Auf die abenteuerliche Anfahrt, die vor dem Aufstieg mit dem Auto über die Vama Buzăului zurückgelegt werden musste, möchte ich dabei nicht näher eingehen. Der Aufstieg war nicht ganz einfach und die Suche nach der alten Schutzhütte vergebens, weil diese längst durch eine neue imposante Hotelanlage ersetzt wurde. Am Abend, nach der Rückkehr von dieser tollen Wanderung lud Dori Teutsch uns alle zu einem festlichen Essen in der guten Stube ("vederschten Stuf") ein, wo sie und ihre Geschwister uns sehr herzlich empfangen haben. Dafür nochmal herzlichen Dank.

Eine Wanderung führt uns auch auf den Schuler. Foto: Georg Tontsch, 2011.

Viel Spaß hatten wir an den darauffolgenden Tagen in Sankt Georgen (Sfântu Gheorghe, Sepsiszentgyörgy), Reci und auf dem Schuler. In der Schulerau starteten wir mit einem rustikalen und recht amüsanten Frühstück in der Şura Dacilor. Unser Ziel nach dem Aufstieg mit der Seilbahn war die Julius Römer Hütte, die von Familie Truetsch bewirtschaftet wird. Von hier aus war die Sicht auf das Burzenland und die Gebirgskette rund um das Burzenland besonders schön, wenn auch nicht ganz klar.

Am Donnerstag vor dem 21. Sachsentreffen in Kronstadt kam im Gästehaus der Bus mit der Böblinger Blaskapelle an. Der Speisesaal füllte sich nach und nach. Die Wirtsleute waren sehr bemüht, uns einen ordentlichen Empfang zu organisieren, waren schließlich aber doch mit so vielen Neuankömmlingen überfordert. Die abendliche Probe vor dem Sachsentreffen war für uns alle ein Genuss, aber noch mehr war der rumänische Wirt gerührt, der sich mit Wehmut an die Zeiten erinnerte, als die Musikanten noch regelmäßig zu hören waren. Er ließ kurzerhand ein paar Krüge Hauswein bringen, um dieses Wiedersehen gebührend zu feiern. Auch hatte er seine gesamte Familie hinbestellt, um das zu erleben.

Kronstadt und das Sachsentreffen

Festgottesdienst zum Sachsentreffen in der Schwarzen Kirche. Foto: Steffen Schlandt, 2011.

Die Fahrt zum Sachsentreffen am 17.September 2011 traten wir früh am Morgen mit dem Musikantenbus an. Um 10 Uhr begann der Gottesdienst in der Schwarzen Kirche, die bis auf den letzten Platz und darüber hinaus gefüllt war. Nach alter Tradition, begleitet vom Bachchor Kronstadt und den wunderbaren Orgelklängen, fand ein festlicher und ergreifender Gottesdienst statt.

Der Trachtenumzug startete ab dem Honterus Hof und führte zum Marktplatz. Die Marschmusik dazu spielten drei Blasmusikkapellen, darunter auch die aus Böblingen. Teilnehmer in Tracht war auch unser Nachbarvater-Ehepaar und Mitglieder der Tartlauer Kirchengemeinde. Der Aufmarsch der siebenbürgisch-sächsischen Volkstanzgruppen zu Blasmusik und das gemeinsame Singen des Liedes "Siebenbürgen, Land des Segens" waren und bleiben ein einmaliges Ereignis. Ebenso der Festzug vom Marktplatz über Rossmarkt, Beethovenzeile und Waisenhausgasse zum Sportplatz der Sportschule.

Die Organisation des Umzugs hinsichtlich Verkehrsregelung und Hinweisschildern zur Veranstaltung hätte besser sein können, ebenso die Werbung für dieses Fest, mit dem Ziel, Einheimische und Touristen in der Stadt zu informieren, heranzuziehen und ihnen etwas Einmaliges zu bieten. Im Festzelt hingegen war dann für alles und alle gut gesorgt. Ein buntes und vielseitiges Programm wurde zur Unterhaltung der Gäste geboten.

Während des Umzugs in den Straßen von Kronstadt. Foto: Diethild Tontsch, 2011.

Zahlreiche Redner brachten viele gute Gedanken zu unserer Vergangenheit und Zukunft in deutscher und rumänischer Sprache zum Ausdruck. Die Volkstanzgruppen, Sänger und Musikanten begeisterten mit ihrer Hingabe, ihrem Können und den vertrauten Klängen.

Die Festveranstaltungen zum Motto des Treffens sowie Museen, Ausstellungen, die Honterus Schule und die Kirchen wurden von zahlreichen Gästen von Nah und Fern besucht.

Hinweis: Details für Interessierte sind in der Siebenbürgischen Zeitung zu finden, Fotos und Videos im Internet und auf YouTube (Suchbegriff: Sachsentreffen Kronstadt 2011).

Tartlau am Sonntag

Gemütliches Beisammensein im renovierten Schulgebäude. Foto: Volkmar Kirres, 2011.

Am Sonntag nach dem Sachsentreffen feierten wir einen Gottesdienst in der Tartlauer Kirche. Im Vorfeld spielte die Böblinger Blaskapelle vor dem Eingang zur Burg. Der Nachbarvater Hermann Junesch und seine Frau Dagmar sowie Dorothea Teutsch und Hans Batschi hatten sich nicht gescheut, die Tracht erneut zu tragen und uns auch mit einem Tanz zu beehren.

Viele "Tartlauer" von nah und fern waren zugegen und erfreuten sich zusammen mit fremden Gästen und Besuchern dieses einmaligen Anblicks. Bedauerlicherweise war von den "Neu-Tartlauern" keinerlei Interesse an diesem Ereignis zu registrieren, auch nicht von den alteingesessenen rumänischen Bewohnern. Es hieß im Nachhinein, dass es hierzu im Dorf keinerlei Informationen gegeben hatte. Schade.

An diesem milden Herbsttag hält man sich gerne auch draußen auf. Foto: Diethild Tontsch, 2011.

Der Gottesdienst war gut besucht und wurde von zwei Pfarrern gemeinschaftlich abgehalten. Der Nachbarvater überreichte Herrn Pfarrer Pal zu Beginn das neue Tartlauer Wappen. Pfarrer Dr. Ulrich Andreas Wien, Vorsitzender des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, hielt an diesem Sonntag die Predigt. Dann hörten wir die vertrauten Klänge der Orgel und der Glocken wieder und sie gingen einem unter die Haut. Schön anzuhören war auch der Gesang des gemischten Chores und des Männerchores aus Böblingen. Die Lieder brachten Freude in die Herzen. Nach dem Gottesdienst wurde zu einem gemeinsamen Mittagessen in einem Restaurant in Tartlau geladen.

Die Blaskapelle und der Chor hatten die Ehre, anschließend auch dem Gottesdienst in Honigberg beizuwohnen und den gleichen musikalischen Rahmen wie in Tartlau zu bieten. Hier wurde auch draußen vor der Kirche bei strahlendem Sonnenschein gesungen.

Zu Kaffee und Kuchen hatten die Tartlauer Gemeindemitglieder in einen Raum des renovierten Schulgebäudes geladen. Die Gäste wurden von Frau Pal und den anderen Mitgliedern freundlich aufgenommen und bedient. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an alle, die für unser leibliches Wohl gesorgt haben.

Ausklang

Maisfeld am Rande Tartlaus mit weithin sichtbarem Kirchturm. Foto: Diethild Tontsch, 2011.

Mit einem gemütlichen Stadtbummel durch Kronstadt und einem guten Essen in altbekannten Lokalen und Konditoreien der Stadt wurde der Ausklang dieser Reise eingeläutet. Wieder zurück in unserem Gasthof im Honigberger Wald mussten die meisten von uns die Heimreise vorbereiten. Die Gruppen trennten sich, so wie sie gekommen waren.

Beim letzten Blick rückwärts war nur noch der Esel auf der Wiese zu sehen, der uns schon die ganze Zeit einsam und traurig vorkam.

Mit herbstlichen Bildern von Wegen die nach Tartlau, oder wie in diesem Fall weg von Tartlau führen, kann ich zusammenfassend von einer gelungenen Reise berichten, die noch lange in unseren Gedanken und Herzen zugegen sein wird.


Quellen: Ersterscheinung in "Tartlauer Wort", Weihnachten 2011.

Autor: Diethild Tontsch

Erstellt: 25. Januar 2012 - 21:02. Geändert: 2. Januar 2013 - 23:32.