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Publikationen Tartlauer Autoren

Michael Thiess: "Feeling & Ratio"

2016 war es dann soweit: Michael Thiess jun. hat sich seinen langgehegten Wunsch erfüllt und seine Gedichtsammlung der letzten Jahre in Form eines Gedichtbandes veröffentlicht. Es ist die andere Facette des begabten Erfinders, der schon früh Gefallen daran gefunden hat seine Gedanken in Verse zu fassen.

Schon der Titel sagt viel aus über das Wesen des Autors. Es sind die zwei "Seelen", die in seiner Brust schlagen. Auf der einen Seite das nüchterne Denken des Erfinders und kritischen Analysten der aktuellen Gesellschaft, auf der anderen Seite die gefühlsbetonte, heimatverbundene Sicht auf seine Kindheit und Jugend in Tartlau. Und dennoch ist es ihm gelungen, diese unterschiedlichen Aspekte seines Wesens auf bewundernswerte Weise in seinem Werk zu vereinen.

Das Buch beginnt mit der Biographie von Michael Thiess. Es ist eine gute Mischung aus lockerem, humorvollem Stil, da wo angebracht und nüchterne Betrachtung bei "ernsthaften" Themen. Sehr originell ist das Bild der Urmütter "Frau Burzen" und "Frau Tartel", die sich wehmütig über den Hergang der Geschichte unterhalten. Doch schnell kehrt der Autor wieder in die Wirklichkeit zurück, er muss ja noch Geschenke verteilen. Die Biographie vermittelt ein gutes Bild des Menschen Michael Thiess und bereitet uns auf die folgenden Gedichte vor, die allesamt ihren Ursprung in ganz konkreten Lebenserfahrungen haben.

Es reihen sich aneinander Gedichte, die mal eher ortsbezogen, dann wieder ereignisbezogen zustande gekommen sind. Die philosophischen Betrachtungen zu überraschenden Themen (wie Papier, Stuhl, Besen, Dialog) fehlen auch nicht. Nicht zu vergessen die humorvolle Betrachtungsweise der Missstände in unserer Gesellschaft, die ihm hilft über die zahlreichen Hindernisse in seinem eigenen Werdegang hinwegzukommen. Nicht zu kurz kommen die kritischen Betrachtungen bezüglich des Berufslebens im Allgemeinen und bezüglich der Beziehungen zu den Chefs im Besonderen. Immer wieder müssen wir uns auf überraschende Gedankengänge einstellen. Wer bereit ist ihnen zu folgen, wird seine Freude an dem Buch haben. Man spürt förmlich die Lust am Reimen, die den Autor antreibt immer neue Themen aufzugreifen.

Die Einbindung von Karikaturen der begabten Künstlerin Doina Bilius aus Bukarest unterstreicht die Absicht des Autors den Stoff seiner Gedichte in ironisch-aufklärendem Ton zu behandeln und steigert die Neugierde auf die nächsten Seiten des Buches.

Die Umschlagsgestaltung regt zum Nachdenken an, da sie vermeintlich unvereinbare Gegensätze enthält. Passend dazu sind auch die unterschiedlichen Schriftarten und -richtungen sicher gewollt. Ein Hardcover hätte dem Buch gutgetan.

Das Buch "Feeling & Ratio", als Taschenbuch mit Softcover, ISBN 978-3-9814567-8-3, 176 Seiten, ist im April 2016 im Grunbacher Hörbuchverlag erschienen und kann zum Preis von 16,95 Euro über www.buchhandel.de oder beim Autor, Michael Thiess, telefonisch unter +49 (0)7721 33680 bestellt werden.

Hermine Batschi: "Als wäre es gestern gewesen"

2011 war ein besonders ergiebiges Jahr für Tartlauer Autoren. Hermine Batschi verdanken wir die Herausgabe eines lesenswerten Buches, das vordergründig ihre eigenen Kindheitserinnerungen wiedergibt, gleichzeitig aber auch tiefe Einblicke in das Dorfleben und die sächsische Seele bietet.

Schon der erste Blick auf das Buch vermittelt Vertrautheit und weckt heimatliche Gefühle. Erreicht wurde dies durch die sorgfältige Auswahl der Motive und professionelle Umschlaggestaltung. Das ist nicht zuletzt Sohn Jörg Batschi zuverdanken, der hier als Grafikdesigner ganze Arbeit geleistet hat und sich auch um den Satz verdient gemacht hat. Hält man das gebundene Buch mit Hardcover dann in der Hand, bestätigt sich der gute erste Eindruck. Ergänzt wird das professionelle Erscheinungsbild durch die hervorragend am Inhalt orientierten Illustrationen von Ruth Ullenboom.

Jedes Buch hat seine Entstehungsgeschichte. Diesmal waren es die Fragen von Enkeltochter Lena, die Hermine Batschi dazu bewegt haben, eine erstaunliche Fülle an Kindheitserinnerungen zu Papier zu bringen. Schon die für Lena geschriebene Widmung versetzt den Leser in die erforderliche Stimmung und öffnet das Herz für die nun folgenden Kindheitserinnerungen.

Hermine Batschi behält in ihren Schilderungen strikt die Erzählperspektive des Kindes bei. Das schafft eine Wärme in den Schilderungen und wirft ein gütiges, mildes Licht auf die teilweise harten, unbarmherzigen Fakten. Trotzdem empfindet sie ihre Kindheit als glücklich und unbeschwert und der Leser nimmt ihr das auch ohne Weiteres ab.

Das Buch beginnt mit der liebevollen Beschreibung des Elternhauses, der Nachbarschaft und der Personen, die ihr in der frühesten Kindheit nahe standen. Da steht an vorderster Stelle "Grußen" (die Urgroßmutter), die in Abwesenheit der nach Russland deportierten Mutter, die erste Bezugsperson darstellte. Die Schilderung der ersten bewussten Begegnung mit der Mutter nach der Rückkehr aus der Deportation, brennt sich als Bild tief ein.

Doch auch die Großeltern und Anverwandten übernehmen in der extrem schwierigen Nachkriegszeit bereitwillig die Betreuerrolle. Die Dorfgemeinschaft bewährt sich ein weiteres Mal.

Es ist Hermine Batschi gelungen, ein authentisches Bild des Kindheitsablaufs jener Jahre zu zeichnen. Wir stellen mit Erstaunen fest, dass man auch mit einfachen Spielsachen Spaß haben und seiner Phantasie vollen Lauf lassen kann. Wie wenig "Zubehör" brauchte man eigentlich für das Spielen im Hof: Kochen und Backen, eine Hochzeit inszenieren und selbst Telefonieren kriegte man problemlos hin.

Einen ausführlichen Einblick bekommt man zudem in die üblichen Hausarbeiten, aber auch die Arbeit im Garten und auf dem Feld. Oft war hier die Kunst gefragt, mit knappen Mitteln auszukommen und wahre Wunder zu vollbringen.

Hermine Batschi ist in ihren Kindheitserinnerungen auf viele Aspekte und Einrichtungen des dörflichen Lebens eingegangen und somit stellt das Buch gleichzeitig einen wichtigen Zeitzeugenbericht dar. Viele der hier gestreiften Themen eignen sich, um weitere Details zu dokumentieren. Hoffentlich ist es ein Anreiz für weitere Tartlauer Autoren diesem Beispiel zu folgen, auf künstlerische oder auch auf berichtende Art.

Das Buch "Als wäre es gestern gewesen", Hardcover, 80 Seiten, ist 2011 im Eigenverlag erschienen und kann zum Preis von 15 Euro bei der Autorin, Hermine Batschi, telefonisch unter +49 (0)7157-64214 bestellt werden.

Werner Schunn: "Tartlau gerettet", Tagebuch des Chronisten Lorenz Gross

Seit den späten 1980er Jahren gibt es verstärkt Aktivitäten, den schriftlichen Nachlass aus Tartlau und betreffend Tartlau (Chroniken, Aufzeichnungen, Protokolle) zu erfassen und dem interessierten Leserpublikum zur Verfügung zu stellen. Die meisten der herausgegebenen Publikationen sind bisher erst in kleiner Auflage erschienen. Je ein Exemplar befindet sich im Archiv des Siebenbürgen-Instituts auf Schloss Horneck in Gundelsheim, im Archiv der Honterusgemeinde in Kronstadt (Braşov) und im Archiv der 9. Tartlauer Nachbarschaft. Eine vollständige Liste der Publikationen finden Sie unter Tartlau/Geschichte.

Es ist das Verdienst von Werner Schunn, der als Herausgeber oben erwähnter Publikationen keinen Aufwand gescheut hat, dem geschichtlich interessierten Leser ein breites Spektrum an Informationsquellen über Tartlau zugänglich zu machen. Erwähnt sei hier auch die Mitwirkung weiterer Tartlauer, an vorderster Stelle der viel zu früh verstorbenen Lehrerin Herta Teutsch, die in akribischer, selbstloser Arbeit den Quelltext aus altdeutscher Handschrift maschinell erfasst hat.

Nun hat Werner Schunn als Herausgeber es ein weiteres Mal geschafft, uns durch die Tagebuchaufzeichnungen des Chronisten Lorenz Gross (1813-1900) in seiner Neuerscheinung "Tartlau gerettet" ein lesenswertes Werk über bewegte Zeiten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu liefern, das sicher über die Grenzen des Tartlauer Leserkreises von Interesse sein dürfte.

Die Tagebuchaufzeichnungen sind der "Tartlauer Chronik" des Lorenz Gross (1886) entnommen und schildern neben Erinnerungen an die Schulzeit und das Lehrerdasein auch seine Amtszeit als stellvertretender Bürgermeister in Tartlau und die Begebenheiten aus dem "Revolutionskrieg" von 1848. Zu dieser Zeit half Lorenz Gross vielen Menschen und bewahrte die Burzenländer Großgemeinde durch seinen Mut und sein diplomatisches Geschick vor Brandschatzung und Ausraubung durch ungarische Truppen. Soziale und politische Verhältnisse zwischen 1835 und 1848 werden in dem Werk authentisch geschildert.

Werner Schunn ist es hier gelungen repräsentative Ausschnitte des Tagebuches in einem informativen, spannenden, manchmal auch kurzweiligen Buch zu vereinen. Nach wenigen Seiten ist man schon aufgrund der spezifischen Ausdrucksweise eingetaucht in die Welt des 19. Jahrhunderts und staunt nicht schlecht, wie knallhart Wettbewerb schon damals funktioniert hat: Die wohlhabende Gemeinde (Tartlau) wirbt durch den Pfarrer einen fähigen Lehrer aus der Nachbargemeinde (Petersberg) ab. Lorenz Gross wiederum übertrifft alle Erwartungen der Tartlauer und erweist sich in allen Lebenslagen als souveräner und diplomatischer Mann seiner Zeit. Selbst in hochkritischen, nahezu lebensbedrohlichen Situationen (z.B. durch rücksichtslose Russen), bleibt seine Ausdrucksweise gewählt und respektvoll und er spricht von "Hl. Russen (Hochlöblichen Russen)".

Die unbekannten Abkürzungen und Archaismen werden im Text (zumindest beim ersten Vorkommen) in [ ] erläutert. Das hilft beim Lesen ungemein, idealerweise hätte das Buch jedoch zum Nachlesen um ein Glossar (Verzeichnis der Abkürzungen und Archaismen) im Anhang ergänzt werden können. Eine Erläuterung der geschichtlichen Hintergründe des 19. Jahrhunderts im Vorwort des Buches hätte zu einer besseren Einordnung der geschilderten Ereignisse beigetragen.

Das Buch von Lorenz Gross: "Tartlau gerettet", Böblingen, 2011, 148 Seiten, neun Tuschzeichnungen, ISBN 978-3-929848-90-8, ist 2011 im Eigenverlag erschienen und ist zu bestellen zum Preis von 12,90 Euro, zuzüglich Versandkosten, bei Karin Schunn, Telefon: +49 (0)7031 383268 oder im Internet unter www.libri.de.


Autor: Volkmar Kirres

Erstellt: 27. September 2012 - 20:24. Geändert: 25. Oktober 2016 - 18:58.